Lebenserwartung Wellensittiche

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sh
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Lebenserwartung Wellensittiche

Beitrag von sh »

Habe vorhin in einem DSV-Beitrag gelesen, dass die heutige Lebenserwartung von Wellensittichen im mittleren Wert bei ca. 6 Jahren liegt. Ausnahmen mit 10 Jahren gibt es. Ich kann das gar nicht glauben, unser Wellensittich Peter wurde 14 Jahre alt und auch der davor wurde so alt. Für mich steht jetzt die Frage, ist es günstig einen neuen Welli bei einem Züchter zu kaufen, oder sollte man lieber Nachwuchs aus privater Hand suchen?
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Semesh
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Beitrag von Semesh »

Mit aus privater Hand, meinst du kleine Hobbyzüchter, wie mich z.B.?
(zur Zeit 14 Wellis)

Das bleibt sich gleich, würde ich sagen. Ich bin hier jetzt seit ca. 2-3 Monaten in diesem Forum und kann die Züchter hier nur weiterempfehlen.
Der Vorteil im gegensatz zum Handel ist, dass man sehen kann, aus welcher Umgebung der Welli kommt. Man kann sich FACHKUNDIG beraten lassen (Verkäufern fehlt oft die Fachkenntnis). Ausserdem kann man den Züchter jederzeit anrufen, wenn man fragen zur Haltung, Ernährung und Krankheit hat (kann man natürlich auch hier nach fragen).

Normale Lebenserwartung bei Wellensittichen sind 15 Jahre. Da die meisten Wellensittiche überzüchtet sind (kommt auch der Züchter selbst oft nicht hinter, wenn er Vögel dazu kauft), ist das Immunsystem meist geschwächt. Die Wellensittiche sind anfälliger für Krankheiten, daher wurde die Lebenserwartung auf 4 bis 6 Jahre gesetzt. Ein anderen Problem sind die Tierärzte. Es gibt einfach nicht genug TÄ, die sich auf Vögel spezialisiert haben und nicht kindige einfach (ohne genaue Untersuchung) Antitbiotika verschreiben oder spritzen.
Zuletzt geändert von Semesh am Di Apr 26, 2005 6:23, insgesamt 1-mal geändert.
Eure Nicole

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Neandertaler
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Beitrag von Neandertaler »

Wenn die durchschnitliche Lebenserwarteung genannt wird, sind (leider) 6 bis 8 Jahre die Realität. Da muss ich der angegebenen Quelle 100%ig zustimmen. Wohlgemerkt: der DURCHSCHNITT. Wie oft muss ich hier in den Beiträgen lesen: gestorben nach 3 Monaten, 6 Monaten, 1 Jahr und viele weitere unter 2 Jahren. Um auf den Durchschnitt von 6 bis 8 Jahren zu kommen, muss für jeden Einzelfall ein anderer runde 15 Jahre alt werden.

Die Erklärung mit der Überzüchtung ist mir zu einfach und wird immer nur in den Raum gestellt, ohne je einen Beleg dafür zu bringen. Ich muss da immer erst einmal fragen, was denn eigentlich "Überzüchtung" ist? Das hat hier noch keiner zu meiner Zufriedenheit beantwortet.

Die verantwortungsbewussten Züchter haben doch alle ein Zuchtziel gemeisam: gesunde, vitale Stämme ihrer Wellensittiche. Sie wollen langlebige Vögel, damit sie auch in vielen Jahren noch Freude an ihrem Hobby haben.

Es ist aber auch unbestritten, dass die durchschnittliche Lebenserwartung unserer Wellensittiche im Laufe der letzten 50 Jahre gesunken ist. Dabei sollten wir auch bedenken, was die Qualität der Fütterug dabei für eine Rolle spielt. Die Ernteerträge für die verschiedenen Hirsesorten und Kanariensaat wurden in dieser Zeit in den Anbauländern durch Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger vervielfacht. Ist die Qualität noch die gleiche? Wird das Futter überhaupt auf Rückstände untersucht?

Die Wellensittiche haben eine Generationsfolge von 1 Jahr. Vielleicht können wir an unseren Wellensittichen ablesen, was den Menschen noch bevorsteht?

Ich weiß, das ganze Thema Lebenserwartung ist sehr komplex, aber immer nur zu sagen "Überzüchtung", das ist für mich die falsche Suche, denn ich kenne viele verantwortungsbwusste Züchter, die sich sehr viel Gedanken um die Weiterführung ihrer Zuchtstämme machen.
Mit Züchtergruß
aus dem Neandertal
Gerd Bleicher
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Beitrag von Franz DSV1739 »

Hallo,

wollte auf das Thema Überzüchtung und Lebensalter diesmal eigentlich nicht antworten. Aber die Postings vom Neandertaler reizen halt immer.

Hier in Kurzform meine Gedanken zu diesem Thema:

1. Überzüchtung ist leider ein Modewort welches einfach mal so dahin gesagt, weil es sich toll und kompetent anhört. Leider wird dann auch immer gerne nachgeplappert und macht so die Runde (stille Post) ;-)

2. Durch die Medikamente und Operationen usw. werden Wellensittiche am Leben erhalten die in der Natur gestorben wären. In menschlicher Obhut bekommen diese Tiere noch Nachwuchs. Es fehlt also die natürliche Selektion.

3. Nur ganz wenig Wellensittiche werden in der Natur alt. Neandertaler hat zu diesem Thema bereits in einem anderen Thread ausführlich berichtet.

4. Wellensittiche die mehrere Bruten in ihrem Leben gemacht haben leben durchschnittlich auch weniger lang als Wellensittiche die diese Anstrengung nicht mitgemacht haben.

Das war nur mal die Kurzform

Und weil ich gerade dabei bin: Thema Inzucht!

Sehr interessant, daß die Tierärzte bei jedem Leiden gleich das Argument "Inzucht" bringen. Ich frage mich da immer, ob die TÄ die Abstammungen der jeweiligen Patienten kennen. Ich habe in den letzten 12 Jahren mehrere hundert WS aus vielen Zuchten Deutschlands erworben und deren Abstammungen durchgearbeitet (wirklich durchgearbeitet). In den seltensten Fällen waren die WS wirklich aus Linienzuchten, bzw. aus Inzucht-Verpaarungen. Das fand ich sehr interessant, weil das ja immer (teilweise mit Stolz) behauptet wird.
Nur in einem Fall habe ich eine Henne erworben die (versehentlich) aus einer Geschwisterverpaarung stammte. Das ist dem Züchter gar nicht aufgefallen, da die Geschwister mit 2 Jahren Abstand gefallen waren.
Bei dieser Henne gab es 0 Degenerationserscheinungen. Im Gegenteil: für die Nachzuchten habe ich viel Geld geboten bekommen, da diese wunderschöne vitale Vögel sind. Ein Bild der Henne ist übrigens auf meiner HP veröffentlicht (neues Suchspiel?). Die Krankheiten hängen meiner Meinung nach nicht mit Inzucht etc zusammen.

Grüße
fjs66

PS: Ich habe dieses Jahr mehrere Featherduster gezogen. Alle waren aus Fremdverpaarungen (also keinen Verwandschaftsgrad). Bei manchen WS habe ich die Abstammungen 10 Jahre und mehr zurück!
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Neandertaler
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Beitrag von Neandertaler »

Hallo fjs 66,

ich freue mich über Deinen sachlichen Beitrag. und stimme inhaltlich voll zu.
Mit Züchtergruß
aus dem Neandertal
Gerd Bleicher
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Beitrag von sh »

Da habe ich wohl aus Versehen ein Wespennest losgetreten. Ich denke mal, dass ich dem Züchter vor Kauf interessehalber ein paar Fragen stellen werde. Vielleicht bekommt er ab und an Rückläufe über seine verkauften Wellis.
Mein erster Wellensittich kam damals aus einem Privathaushalt und auch der verstorbene, den ich in der Zoohandlung erwarb, war von einer privaten Zucht. Ausschlaggebend war für mich immer, dass der Vogel handzahm und zutraulich ist. Bei einem Züchter stelle ich mir vor, dass er vielleicht gar nicht so viel Zeit aufbringen kann, wie vielleicht ein Hobbyzüchter?
sh
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Beitrag von sh »

Unter handzahm verstehe ich, dass nicht ein panisches verschrecktes Flattern beim Futter-, Wasserwechsel oder sogar Beißerei einsetzt. Mir ist auch klar, dass nur durch genügend Zuwendung ein gewisses Maß an Vertraulichkeit einsetzen wird. Bisher habe ich immer gute Erfahrungen mit meiner jahrelangen Pflege erreicht und denke das mir das auch in Zukunft wieder gelingen wird. Das heißt: Ich habe genügend Geduld und auch Zeit!!! Desweiteren hilft mir noch ein verwitweter Welli, der schon ganz ungeduldig ist.
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M.B.
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Beitrag von M.B. »

Hallo, wir beginnen erst mit einer zielgerichteten Zucht (habe Wellis seit über 25 Jahren) - und wollen trotzdem keine handzahmen Vögel. Sondern natürliche Vögel, die sich pflegen lassen und nicht gleich in Panik geraten, wenn wir ihnen nahe kommen. Es macht doch viel mehr Spaß, sie im Umgang mit Artgenossen zu beobachten. Ich habe eine Wellidame dabei, die war handzahm: Sie fraß nicht allein, sie wollte nicht mal allein trinken. Die Oma, bei der sie lebte, fütterte sie wie ein Baby. Doch die Oma bekam Alzheimer. Daher kam der Vogel zu uns. Wie quietschvergnügt er innerhalb weniger Stunden war! Und fraß allein, trank allein, streitet sich mit den anderen Weibchen, zog eine Brut wunderschöner grüner Vögelchen auf. Und heute mag sie eine Menschenhand gar nicht so sehr. Vielleicht fand sie das Handzahmsein gar nicht so super. Sie kennt unsere Hand, von der Pflege her. Aber sie zwitschert lieber mit den Artgenossen herum, als sich vermenschlichen zu lassen. Und wir finden es gut so. Wenn wir in der Voliere stehen, kommen manche neugierige dicht heran, landen mal kurz auf dem Kopf. Das reicht doch. Es sind Tiere und haben das Recht, wenn wir uns schon so sehr in ihr Leben einmischen, solche weitestgehend zu bleiben.
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Beitrag von Semesh »

Hallo Neandertaler und fjs66,

eure Erklärung ist super.

Aber ich würde die Begriffe "Inzucht" und "Überzüchtet" unterscheiden.
Beide Begriffe müssen nichts miteinander zu tun haben.

Inzucht ist ja die Verpaarung von eng verwandten Tieren. Bei mancen Züchtern freiwillig angewandt um Mutationen in der Farbgebung zu erreichen. Bei unkontrollierter Koloniebrut meist gang und gebe, da sich die Kinder meist mit den Eltern verpaaren. Ich muss zugeben, das bei meinen selbst beobachtet zu haben und ich hatte leider keine Möglichkeit die Paare zu trennen. Daher habe ich mir jetzt Käfige besorgt und versuche jetzt auf kontrollierte Einzelbrut umzusteigen.

Mit Überzüchtung meinte ich das Nachzüchten von Tieren, die in der Natur normal natürlich selektiert werden. Sprich also, es wird schwaches Erbgut weitergegeben. Hätte dadrauf vielleicht näher eingehen müssen.

Das mit dem Futter war ich auch schon am überlegen, dass es dadran liegen könnte. Ihr beide habt die einzelnen Gründe echt gut zusammengestellt. Bei euch kann man sehr viel dazu lernen. ;)
Eure Nicole

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